FIDE-Grandprix Berlin

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Vom 22. März bis 4. April findet in Berlin die dritte Etappe des FIDE-Grandprix 2022 statt.

Offizielle Seite: https://worldchess.com/series/grandprix2022

 

Den letzten Teil des WM-Qualifikationszyklus der FIDE bildet eine in dieser Form neu geschaffene Grandprixserie. Sie besteht aus drei Turnieren. 24 Spieler haben sich über Grand Swiss, Weltcup oder Elozahl qualifiziert und nehmen an je zwei Veranstaltungen teil. Diese 16 Spieler wurden in vier Gruppen eingeteilt. Nach einer doppelrundigen Gruppenphase geht es im K.o.-System weiter um den Grandprix-Sieg. Die beiden besten Teilnehmer der Serie qualifizieren sich für das nächste Kandidatenturnier, das im Sommer in Madrid stattfinden soll. Die Organisation liegt in den Händen von World Chess. Zwei der drei Wettbewerbe finden in Berlin statt, der mittlere wird in Belgrad ausgetragen.

Der Preisfonds pro Grandprix-Turnier beträgt 150.000 Euro mit einer Verteilung von 24.000/18.000/12.000 Euro für die drei Besten. Die djeweils Vierten der Vorrundengruppen erhalten je 5.000 Euro. Der Sieger erhält 13 Grandprix-Punkte, der Zweite 10, die beiden Halbfinalisten je 7 und die Gruppenzweiten 4.

Gespielt wird in den Kaiserhöfen, Unter den Linden 26-30 im Zentrum von Berlin. Die Runden beginnen jeweils um 15 Uhr. Pro Tag sind pandemiebedingt nur 30 Zuschauer zugelassen. Der Eintritt kostet 25 Euro.

Mit von der Partie ist als einziger deutscher Teilnehmer Vincent Keymer, der sich beim Grand Swiss in Riga qualifiziert hatte.

Vor dem letzten Grandprix führt Richard Rapport, der seine beiden Turniere bereits bestritten hat, mit 20 Punkten die Qualifikationswertung an. Kein weiterer Spieler, der in den ersten beiden Etappen aktiv war, hat noch Chancen auf den ersten oder zweiten Platz.

Vor dem Stichkampftag der Gruppenphase steht bereits fest, dass sich Hikaru Nakamura und Richard Rapport für das nächste Kandidatenturnier qualifizieren. Der Amerikaner holt in Berlin III mindestens 7 Punkte und kommt damit insgesamt auf 20, über genauso viel verfügt auch der Ungar.  Kein weiterer Spieler der sich für die Finalrunde qualifiziert hat bzw. qualifizieren kann, kann noch diese Punktzahl erreichen.

Der letzte Vorrundentag sah einen "Aufstand der Kleinen", der eine Reihe von arrivierten Spielern aus dem Wettbewerb warf.

Partien

Partien im pgn-Format: gp-berlin3-ko.pgn

 

 

Partien im pgn-Format: grandprix-berlin3.pgn

 

 

K.o.-Phase vom 30. März bis 4. April

 

Finale      
Hikaru Nakamura (USA, 2750) - Wesley So (USA, 2778) 1-1/0,5-1,5
Halbfinale      
Hikaru Nakamura (USA, 2750) - Schachrijar Mamedjarow (Ase, 2776) 1-1/2-0
Wesley So (USA, 2778) - Amin Tabatabaei (Iran, 2623) 1-1/2-0

 

Die beiden klassischen Partien zwischen Hikaru Nakamura und Schachrijar Mamedjarow enden ohne große Verwerfungen unentschieden. Anders sieht es bei Wesley So gegen Amin Tabatabaei aus. Der US-Amerikaner gewinnt die erste Partie, stellt die zweite jedoch in mindestens ausgeglichener Stellung einzügig ein und gibt dann vielleicht objektiv korrekt, aber frühzeitig auf. Wir sehen alle im Stichkampf wieder!

Dort zeigen sich die beiden US-Amerikanern ihren Gegnern jeweils mit 2-0 überlegen und sorgen wie schon beim ersten Berliner Grandprix für ein innerstaatliches Finale.

Wesley So setzt sich im Stichkampf knapp durch, gewinnt den zweiten Berliner Grandprix und wird noch Dritter der Gesamtserie. Für das Kandidatenturnier qualifizieren sich jedoch Richard Rapport und Hikaru Nakamura.

Gruppe 1

 

    1 1 2 2 3 3 4 4 Pkt. Platz
1 Levon Aronjan (USA, 2785) x x 1 0 = 1 = 3 3.
2 Hikaru Nakamura (USA, 2750) 0 1 x x = 1 = 1 4 1.
3 Andrej Jesipenko (Rus, 2723) = 0 = 0 x x 0 1,5 4.
4 Grigori Oparin (Rus, 2674) = 1 = 0 = 1 x x 3,5 2.

 

Laut Auslosung Anfang März sollte eigentlich Dimitri Andrejkin - der unterlegene Finalist von Belgrad - ebenfalls in dieser Gruppe stehen, auf der offiziellen Seite von Chessworld erscheint stattdessen der Name von Andrej Jesipenko. Dimitri Andrejkin hat sich aus persönlichen Gründen vom Turnier zurückgezogen und sein Landsmann springt zum zweiten Mal - wie auch schon bei der ersten Berliner Veranstaltung - für ihn ein.

Elofavorit Levon Aronjan hatte mit einem Sieg gegen Hikaru Nakamura ideal begonnen, musste aber in der Rückrunde gleich zwei Niederlagen hinnehmen. So setzte sich doch noch Hikaru Nakamura durch, der einen Endspurt von 3/3 hinlegte! Der Amerikaner wird einen der beiden Qualifikationsplätze fürs Kandidatenturnier belegen.

 

Gruppe 2

 

    1 1 2 2 3 3 4 4 Pkt. Platz
1 Schachrijar Mamedjarow (Ase, 2776) x x = = = = = 1 3,5 1.
2 Leinier Dominguez (USA, 2756) = = x x 1 = = 0 3 3.
3 Daniil Dubow (Rus, 2711) = = 0 = x x 0 = 2 4.
4 Vincent Keymer (D, 2655) = 0 = 1 1 = x x 3,5 2.

 

Leinier Dominguez schaffte es im ersten Berliner Grandprix ins Halbfinale. Er ist der einzige Spieler dieser Gruppe mit theoretischen Qualifikationschancen.

Vincent Keymer gelingt in der dritten Runde sein erster Sieg in dieser Grandprixserie. Er schlägt Daniil Dubow, gegen den er schon beim ersten Berliner Grandprix über eine sehr aussichtsreiche Stellung verfügt hatte.

In der letzten Runde legte Vincent noch einmal nach, beraubte Leinier Dominguez aller Träume auf das Kandidatenturnier und hievte sich selbst in den Stichkampf gegen Schachrijar Mamedjarow um den Gruppensieg. Dort kann er im Schnellschach gegenhalten, verliert dann jedoch beide Blitzpartien und scheidet aus.

 

Gruppe 3

 

    1 1 2 2 3 3 4 4 Pkt. Platz
1 Wesley So (USA, 2778) x x = 1 = = = = 3,5 1.-2.
2 Maxime Vachier-Lagrave (Fra, 2761) = 0 x x = = 0 2,5 3.-4.
3 Sam Shankland (USA, 2704) = = = = x x = 3,5 1.-2.
4 Alexander Predke (Rus, 2681) = = 1 0 = 0 x x 2,5 3.-4.

 

Hier stellt sich die Frage, ob es Maxime Vachier-Lagrave wieder ins Halbfinale schafft. Wesley So hat keine Chancen mehr, sich für das Kandidatenturnier zu qualifizieren.

Nein, MVL schafft es nicht. Doch für die beiden Amerikaner, die nun um den Gruppensieg stechen, geht es auch nur noch ums Preisgeld. Den größeren Teil wird Wesley So einstecken, der Sam Shankland mit 1,5-0,5 bezwang.

Gruppe 4

 

    1 1 2 2 3 3 4 4 Pkt. Platz
1 Anish Giri (Nie, 2771) x x = = = = = 0 2,5 4.
2 Nikita Witjugow (Rus, 2726) = x x = = 0 3 2.-3.
3 Yu Yangyi (Chi, 2713) = = = = x x = = 3 2.-3.
4 Amin Tabatabaei (Iran, 2623) = 1 0 1 = = x x 3,5 1.

 

Die Chancen von Anish Giri auf einen Platz im Kandidatenturnier sind denen von Dominguez und Vachier-Lagrave vergleichbar. Sie alle schafften es beim ersten Mal ins Halbfinale und müssen nun das Turnier gewinnen. Damit hätten sie Richard Rapport eingeholt.

Ähnlich wie in den Gruppen 1 und 2 beschert uns sich Schlussrunde einen absoluten Auißenseitersieg. Amin Tabatabaei, mit der niedrigsten Elozahl aller 16 Teilnehmer gestartet, bezwingt Elofavorit Anish Giri und zieht ins Halbfinale ein!